ヒトラーの語りの手法 : ナチ党集会での演説 (1925年12月12日)を例にして

Bibliographic Information

Other Title
  • ヒトラー ノ カタリ ノ シュホウ ナチ トウ シュウカイ デノ エンゼツ 1925ネン 12ガツ 12ニチ オ レイ ニシテ
  • Zu Hitlers Redestil : Am Beispiel seiner Rede auf der NSDAP-Versammlung am 12.12.1925

Search this article

Abstract

application/pdf

Die nationalsozialistische Propaganda bestand im wesentlichen aus Hitlers Reden, zu deren effektiver Inszenierung vielerlei Möglichkeiten von Optik und Akustik vor Ort ausgenutzt wurden, wie z. B. Fackeln, Lichter, Fanfaren und Sprechchöre. Hitler äußerte in seiner Schrift "Mein Kampf' die Überzeugung, daß die großen Revolutionen ihre Fortschritte nicht den großen Schriftstellern, sondern den großen Rednern verdanken, weil die Volksrnassen "immer nur der Gewalt der Rede" unterlägen. Für Hitler, der als Adressant das geistige Niveau bzw. die Aufnahmefähigkeit der Massen als Adressaten für sehr niedrig hielt, stellten die Beschränkung auf nur wenige wichtige Punkte und deren schlagwortartige Wiederholung wesentliche Notwendigkeiten bei der wirkungsvollen Überredung dar. Die Rhetorik, die einem verschiedenartige Mittel zur eindrucksvollen Gestaltung der Rede zur Verfügung stellt, besteht aus fünf Produktionsstadien, nämlich "inventio" (Erkenntnis des Themas), "dispositio" (Gliederung des Stoffes), "elocutio" (sprachlich-stilistische Bildung), "memoria" (Einprägung ins Gedächtnis) und "actio" (Präsentation). Hitler war bekanntlich in der "actio", also in seiner Aussprache, Mimik und Gestik, ein unverkennbar "ausgezeichneter" Redner. In der vorliegenden Arbeit soll auf die "dispositio" und "elocutio" hin die Rede Hitlers auf der NSDAP-Versammlung in Dingolfing am 12. 12. 1925 analysiert werden. Der Redner, der sich nach dem fehlgeschlagenen Münchner Putsch im November 1923 entschlossen hatte, die Staatsmacht auf legalem Weg zu übernehmen, begann im Februar 1925 mit der Reorganisation der NSDAP zu einer Führerpartei und also wieder mit Reden auf Versammlungen. Hitlers Rede in Dingolfing gehört daher zu seinen frühesten nach dem Neubeginn seiner politischen Tätigkeiten. Nach der "dispositio" läßt sich diese Rede in vier Teile gliedern: 1. "exordium" (Einleitung), II. "narratio" (Darlegung), III. "argumentatio" (Beweisführung) und IV. "conclusio" (Redeschluß), wobei in Abschnitt I die Vergangenheit, in den Abschnitten II und III die Gegenwart und in Abschnitt IV die Zukunft jeweils Erwähnung findet. In bezug auf die sprachlich-stilistische Bildung der Rede ("elocutio") muß zuerst auf die sehr beliebte dichotomische Darstellung der Sachverhalte hingewiesen werden: Christen/ arisch/ gegen Judentum/ materialistische verfaulte Welt. In einer Zeile heißt es in einer stilistischen Antithese (nicht A, sondern B): Auch damals kam die Überwindung nicht von staatlichen Machtmitteln, sondern durch eine Heilslehre. Die Volksmassen mögen nach der Beurteilung von Hitler "nicht viel Differenzierungen, sondern ein Positiv oder Negativ, Liebe oder Haß, Recht oder Unrecht, Wahrheit oder Lüge". In der Zweiteilung Freund - Feind können nur "Freunde" positiv, liebevoll sein und recht haben. Auch der häufige Gebrauch der Pronomen der 1. Person Plural (wir, unser, uns) trägt zur Prägung der Solidarität der "Freunde" bei. Außerdem hat die rhetorische Frage die Wirkung, die psychologische Distanz zwischen dem Redner und den Zuhörern zu vermeiden. Die biologisch-pathologischen Metaphern eine vom Judentum verseuchte materialistische Welt, eine Periode, von Gif1 erzeugt, in einer vergifteten Welt und die Führer lahm legen versuchen durch ihre Kraft des "Horrorappells" die Vernunft des Publikums zu Ungunsten der "Feinde" auszuschalten. Das Stilmittel Hyperbel wird in der Rede in den superlativischen Formen erbärmlichst., ungeheuerlichst, höchst und best, in den indefiniten Pronomen generischen Inhalts alle und jeder und im Wort fanatisch verwendet. Auch die Voraussetzung mit der Konjunktion wenn erlaubt dem Redner, nach Belieben alles Erwünschte als etwas Reales einseitig vorauszusetzen (wenn ... , dann ... ). Während der pleonastische Ausdruck große Weltbewegung schließlich zur Übertreibung dient, haben die semantisch vagen Formulierungen in vielem, im Grunde genommen und Es mögen noch 20 oder 100 Jahre vergehen die Funktion, die Vernunft bei den Adressaten auszuschalten. Bei den zwar positiven, aber inhaltsarmen Abstrakta Frieden, Überzeugung, Wille, Idee und Entwicklung handelt es sich um eine "ideologische Polysemie". Mit der Einsetzung einer Reihe von Modalverben teilt Hitler den Zuhörern seine eigene Stellungnahme zu den jeweiligen Sachverhalten mit, nämlich die Möglichkeit, die Notwendigkeit, die Erlaubnis, den Wille und zuletzt die Versicherung bzw. die Prophezeiung (Es wird eine Zeit kommen, wo unsere Idee anerkannt sein wird). Die Wiederholung derselben Satzteile wie z. B. Auch damals ... / Auch damals ... (Anaphor), ... gebrochen werden/ ... gebrochen werden (Epipher) und Trotz aller Hemmungen und Veifolgungen, aller Verbote und aller Versuche ... , verleiht diesen Formulierungen einen schlagwortartigen Charakter und damit einen gewissen unauslöschlichen Eindruck. Das gleiche kann auch in der Alliteration Der Wille ebnet den Weg und im Nacheinander desselben Konsonanten in wenn wir für eine Bewegung kämpfen, die die Menschen unseres Blutes aus dieser Welt des Materialismus befreien und ihnen den seelischen Frieden wieder geben will beobachtet werden. Auch Satzkonstruktionen können dank des Chiasmus und Parallelismus ebenfalls als Variationen der Wiederholung empfunden werden. Insgesamt versuchte Hitler mit einer Rede in Dingolfing erfolgreich, durch den Einsatz all dieser oben geschilderten rhetorischen, sprachlichstilistischen Mitteln die Zuhörer zu seiner "Bewegung" zu überreden.

Journal

Related Projects

See more

Details 詳細情報について

Report a problem

Back to top