DIE LITOTES IM TRISTAN GOTTFRIEDS VON STRASSBURG

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抄録

Im Mhd. können wir die der antiken, klassischen Litotes genau entsprechende Litotes sehr häufig finden. Daneben kommt ebenfalls die spezielle mhd. Litotes vor, bei der eine Negation wie bei der antiken, klassischen, Bedingung ist. Aber dabei ist wichtig, daß diese Negation keine direkte Negation, sondern ein Adjektiv oder Adverb mit positivem Sinn (lützel, kleine usw.) ist.<br>Dieses Adjektiv oder Adverb als erstes Glied der Litotes verstärkt das Korrelativum des dadurch negierten Wortes. Das heißt, statt eines geradeheraus gesagten Wortes nimmt man dazu sein Korrelativum, das man negieren muß, um die Absicht zu erhalten.<br>Wie einesteils die Wörter lützel, selten usw. in ihrer Bedeutung verkleinert rind, so haben wir andernteils Wörter und Redewendungen, die bescheiden der positiven Behauptung dienen wollen. Dabei besteht die Ironie in der Verheimlichung des gemeinten Gedankens: genuoc statt vil; dicke oder ofte statt iemer usw.<br>Für lîhte existiert ein Beleg (9852), wo es richtig als Litotes "ganz gewiß“ heißen kann, obwohl Hübner28) diese Möglichkeit verneint.<br>Über die bildliche Verstärkung der Negation schreibt Zingerle29) "Manche Dichter liebten den bunten Wechsel der Bilder, andere bevorzugten ein Lieblingswort.“. Er ordnet Gottfried wie Wolfram und Hartmann der ersten Gruppe zu. Bei Gottfried findet sich oft die Spezialisierung durch halb: niht halbe bône statt niht eine bône, niht ein halbez brôt statt niht ein brôt usw.<br>Bei einer speziellen Betrachtung des Problems handelt es sich um Oppositio mit Litotes und um den Unterschied der Wörter und Wendungen in den verschiedenen Handschriften.<br>Bei der Oppositio spielt Litotes natürlich eine große Rolle, und es ist merkwürdig, daß man für die Satz-Antithese genau so viele Belege (8 Belege) wie für die Einzelwort-Antithese (7 Belege) findet. Denn diese scheint weit leichter als jene gebildet zu werden.<br>Unter den Änderungen in den Handschriften fallen uns die folgenden auf: keine-kleine 13178 BHRS, 15171 W; kurz-chleine 15049 MBE; unlanger-churzer 17303 MBEO; nôte-ungerne 10321 MBE.<br>Aus diesen Änderungen kann man den bekannten Einfluß der Handschrift M30) auf die Handschriften B31) und E32) erkennen. Man darf sagen, daß der Schreiber der Handschrift M bei der Abschrift eine Neigung zur Litotes bewies. Diese drei Handschriften haben noch eine gemeinsame Änderung: kûmenimer 16466. Der Schreiber der Handschrift M verstand dieses kûme als Litotes für "nimmer“, wollte es aber lieber dem Inhalt nach mit nimmer wiedergeben.<br>Die Änderung von lûtzel (19459) zu wênich in der Handschrift N ist sehr interessant. Denn der Schreiber benutzt gerade das Wort, das im Text des Tristan fehlt.<br>Wir haben hier ein Beispiel von der Anwendung der Artes im Tristan Gottfrieds kennengelernt. Die sehr sorgfältige und gleichzeitig sehr absichtsvolle Praxis des Dichters beruht auf seiner gründlichen Kenntnis der Rethorik, und diese Kenntnis des Dichters im Verein mit seiner hohen dichterischen Begabung ermöglicht ihm einen Stil, in dem beides, rethorische Kunstfertigkeit und poetische Tiefe, organisch-künstlerisch verschmolzen sind.

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詳細情報 詳細情報について

  • CRID
    1390001205302337152
  • NII論文ID
    130003609576
  • DOI
    10.11282/dokubun1947.46.119
  • ISSN
    21870020
    03872831
  • 本文言語コード
    en
  • データソース種別
    • JaLC
    • CiNii Articles
  • 抄録ライセンスフラグ
    使用不可

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