Luther in der Sprachnorm-Diskussion des 17. Jahrhunderts

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  • 17世紀の言語規範論におけるルター像
  • 17セイキ ノ ゲンゴ キハンロン ニ オケル ルターゾウ

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Die Sprache Luthers gewann aufgrund der Bibelübersetzung große Authorität als sprachliches Vorbild. Das beweisen z.B. die Äußerungen von F. Frangk (1531) und J. Clajus (1578). Nachdem Opitz nun 1624 in der Schrift "Buch von der Deutschen Poeterey“ eine an der antiken Literatur orien tierte nationale Dichtung und dementsprechend eine deutsche Literatur sprache gefordert hatte, wurde in den 40er Jahren innerhalb des Kreises der "Fruchtbringenden Gesellschaft“ vorwiegend von dem Fürsten Ludwig, Ch. Gueintz, J. G. Schottelius und G.Ph. Harsdörffer über die Sprachnorm intensiv diskutiert. Ludwig und Gueintz stützten sich als Anomalisten auf den empirischen Sprachgebrauch (consuetudo), das "vornehme“ Meißnische, während Schottelius und Harsdörffer als Analogisten deduktiv versuchten, aufgrund einer regelmäßigen Analyse (ratio) der Wortstruktur die Sprache zu normieren. Uns interessiert nun die Frage, wie man ein Jahrhundert nach Luther im barocken Zeitalter die Sprache des Reformators in Hinblick auf ihre sprachliche Vorbildlichkeit beurteilte.<br>Nach Gueintz seien bei Luther "noch viel erinnerungen, was die Rechtschreibung betrifft, zu thun“. Ludwig fand auch in der deutschen Bibel viele Einzelfälle, die "wieder die [sic!] Deutsche sprachlehre“ laufen. Harsdörffer, der nicht wie die beiden Anomalisten auf der sprachhistorisch mit Luther verbundene meißnische "Mundart“ bestand, konnte noch ausdrücklicher auf die orthographische sowie grammatische Unkorrekt-bzw. Zeitbedingtheit der Luthersprache hinweisen: "D. Luther ist der Teutschen Sprache Cicero, aber nicht Varro gewesen. Ein Redner, aber kein Sprachlehrer gewesen.“<br>Auch Harsdörffer und Schottelius nahmen in ihren sprachtheoretischen Schriften als Beispiele viele Wörter und Redewendungen aus der Lutherbibel auf, sie gait ihnen als reiche Quelle des deutschen Wortschatzes; einige der von ihnen selbst festgesetzten Regeln begründerten sie sogar, indem s e sich auf die Autorität von Luther beriefen. Dies zeugt davon, daß Luther immer noch als "rechter Meister Teutscher Wolredenheit“ (wenn auch nicht recht als Meister der deutschen Grammatik) gait. Bei der Wörterübernahme von Luther spielte die Schreibung wie auch die Wortform der zitierten Beispiele praktisch keine Rolle, Neil die jeweilige "Lutherbibel“ vor allem orthographisch und flexionsmorphologisch an die Gepflogenheiten des Druckortes und der Zeit angepaßt und in den sprachnormie renden Werken nicht selten von den Verfassern selbst erneut korrigiert wurde.<br>Als Schottelius eine Einteilung der deutschen Sprachgeschichte in fünf Epochen versuchte, ließ er die vierte eindeutig mit Luther beginnen, der "alle Lieblichkeit, Zier […] in die Teutsche Sprache gepflanzet […] und den Teutschen gezeigt [hat], was ihre Sprache vermögen könte“: er bestätigte die sprachgeschichtliche Stellung Luthers und würdigte seine Leistung. Die fünfte zukünftige ideale Zeit des Deutschen wollte Schottelius selbst auf dem von Luther ausgebauten Fundament einleiten, indem er seinen Zeitgenossen "die rechten richtigen durchgehenden Gründe und Kunstwege“ zeigt. Schottelius wollte sein, was Luther im sprachlichen Bereich nicht war: "Teutscher Varro“, der richtige Grammatiker. Die Mitund die Nachwelt erkannte ihn denn auch als solchen an. Leibniz, der sich auch für die sprachlichen Arbeiten von Schottelius interessierte, nannte im ausgehenden 17. Jahrhundert Luther als Quelle ausschließlich zur "Wiederbelebung vergessener und verlegener, aber an sich selbst guter Worte und Redensarten.“

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