死角の文学 : クリストフ・ランスマイアーの『モルブス・キタハラ』に関して

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タイトル別名
  • Literatur des toten Winkels : Christoph Ransmayrs Morbus Kitahara
  • シカク ノ ブンガク : クリストフ ・ ランスマイアー ノ 『 モルブス ・ キタハラ 』 ニ カンシテ

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抄録

<p>"Finden Sie nicht, dass Namen wie Mauthausen oder Auschwitz allzuoft als blosse Kurzel in einem Prozess gutgemeinter Aufklarung und wohlorganisierter Erinnerung stehen?" Das ist die Fragestellung Christoph Ransmayrs, der sich im Roman Morbus Kitahara (1995) mit dem Problem der Vergangenheitsaufarbeitung intensiv beschaftig hat. Wie kann man "Mauthausen oder Auschwitz" vor zweckdienlichem Verwendung retten? Inwieweit ist es fur den Gegenwartsautor wie Ransmayr uberhaupt moglich, das Unerlebte zu thematisieren? Im Folgenden wird versucht zu veranschaulichen, wie der Autor durch Fiktionalisierung das Problem der Vergangenheitsbewaltigung zum Ausdruck gebracht hat. "Morbus Kitahara" ist eine Augenkrankheit, die zu einer Verdunkelung des Gesichtsfeldes fuhrt. Wie der Titel schon andeutet, werden im Roman die dustere Welt und die finsteren Zeiten zur Sprache gebracht, die im toten Winkel der Wirklichkeit liegen. Es handelt sich hier um eine parallele Welt, in der der Morgenthau-Plan tatsachlich durchgefuhrt wurde. Morgenthau, der amerikanische Finanzminister wollte angesichts des Kriegsendes Deutschland desindustrialisieren und zu einem Agrarstaat machen. Mit dem Apell "Zuruck zur Steinzeit!" fallt die Welt im Roman in die Barbarei zuruck. Die Stunde Null wird zur Stunde Minus. "Die ruckwarts gleitende Zeit" herrscht in "Moor". "Moor" ist ein Dorf zwischen Seen und Bergen in Osterreich. Am Ende des Dorfes liegt ein Steinbruch, der "das Steinerne Meer" genannt wird. Diese Topographie erinnert uns an den Steinbruch am Ebensee, an das ehemalige Aussenlager von Mauthausen. In der von Ransmayr erfundenen Welt verschmelzen reale Geschichte und Fiktion, das Wirkliche und das Mogliche miteinander. In Moor, dem von der Aussenwelt abgeschiedenen distopischen Ort herrscht die Vergangenheit. "Niemals vergessen!" ist die Parole der Sieger und der Suhnegesellschaften. Der Steinbruch wird zu einem Mahnmal und zu einem Theater fur die Erinnerung an die Vergangenheit. Die Dorfbewohner Moors mussten sich als Zwangsarbeiter verkleiden und die Steine auf dem Rucken in die Felsstiege hinaufschleppen. Aber wer es wollte, durfte Attrappen tragen wie etwa Karton oder graue Kissen. Zwischen den einzelnen Posen wurden sogar Decken angeboten, denn der Kommandant "wollte nur, dass sich die Bilder glichen und bestand nicht auf dem unertraglichen Gewicht der Wirklichkeit." Diese "Ritual der Erinnerung" ist nichts anders als eine Simulation der Suhne wie aus der Szene eines Hollywood-Films. In dieser massenhaften Demonstration der theatralischen Vergangenheitsbewaltigung kann man die Kritik des Autors erkennen. Die gestockte Zeit im Roman bewegt sich endlich nach vorne, aber geht in die Vergangenheit, zum Ausgangspunkt zuruck, da gerade jetzt der zwanzigjahrige Krieg endet, indem die Atombombe auf Nagoya abgeworfen wird. Das Netzhautodem der Augen Berings, der vom Morbus Kitahara befallenen Hauptfigur, hat eine Form wie die Wolkenpilze von Nagoya. Wegen des Kontrastmittels verwandelt sich Bering, seine Hautfarbe wird gelb, das typische Merkmal der Feinde Amerikas. Der Korper Berings ist ein Medium, das die Nachkriegssituation widerspiegelt. Nicht nur die zeitliche, sondern auch die ortliche Verschiebung ist das auffallende Merkmal dieses Romans. Es geht um die Verschmelzung der fernen Orte. Ambras, der Uberlebende, sieht in Brasilien das ehemalige Lager von Moor, wo er gefoltert wurde. Vom Albtraum des Lagers erschrocken wirft er sich von den Felsen Brasiliens in die Leere. Bering, das Nachkriegskind sturzt mit ihm, da die beiden durch einen gemeinsamen Seil gesichert sind. Das Gewicht der Vergangenheit reisst die Nachkriegszeit hinab. "Ich glaube, es ist eine Illusion, zu hoffen, dass Zeit heilt. Die Zeit verschuttet, vergeht, aber sie heilt nicht, ja in manchen Fallen vergeht sie nicht einmal -</p><p>(View PDF for the rest of the abstract.)</p>

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